"Wann können wir wiederkommen?"

Die Nikolausfeier des Kirchbauvereins

Freundlich könnte man es als mutig bezeichnen, was der Kirchbauverein Frankenberger Dom e. V. geplant hatte: Ein Nikolausfest für die Familien rund um Herz Jesu gemeinsam mit Flüchtlingsfamilien. Wie viele Kinder würden kommen? 10, 20 oder gar 50? Würden sich überhaupt Flüchtlingsfamilien zu einem Fest einladen lassen, das einen heiligen Bischof feiert? „Als ein paar Tage vor der Feier die Flüchtlingsunterkunft in der Michaelsbergstraße komplett geräumt und die Körner-Kaserne fast ausschließlich mit jungen Männern neu belegt wurde, da hätten wir schon am liebsten den Kopf in den Sand gesteckt“, gibt Veronika Müller-Held, Initiatorin der Feier aus dem Kirchbauverein, zu. „Aber was wären wir für ein Kirchbauverein, wenn wir vor einer scheinbar aussichtslosen Situation einfach kapitulieren würden?“ Also wurden spontan die Bewohner der Unterkunft in der Franzstraße eingeladen, und das Café Zuflucht half mit seinen Kontakten. Und so gab es am 5.12. eine grandiose Feier.

Weit über 100 Leute, etwa ein Drittel davon Flüchtlinge, brachten den Pfarrsaal von Herz Jesu an die Grenzen seiner Kapazität. Den vielen ehrenamtlichen Helfern aus dem Verein hatten sich auch Mitglieder der Freien Evangelischen Christusgemeinde angeschlossen, die begeistert angenommene Bastelaktionen für die Kinder vorbereitet hatten, während mit einem Buffet aus Kuchenspenden für das kulinarische Wohl gesorgt war. Eröffnet wurde der bunte Nachmittag mit dem Kinderchor der Pfarre St. Gregor von Burtscheid unter Leitung von Cornelia Blasel, der einen stimmungsvollen Auftakt garantierte und für einen festlichen Rahmen sorgte. Eine ansprechend vorgetragene Nikolausgeschichte, die dank anschaulicher Bilder auch für alle nicht-deutschsprachigen Gäste verständlich war, bereitete auf das Highlight vor: Der Besuch des Nikolaus, der mit großen Augen und aufgeregtem Raunen begrüßt wurde. Über 80 Geschenke verteilte der Nikolaus. „Wir haben kein einziges Tütchen mehr übrig, und wenn nicht ein junges Mädchen noch zehn liebevoll zusammengestellte mittags vorbeigebracht hätte, wären es zu wenige gewesen. Aber so hat es – wie durch ein Wunder – ganz genau gepasst“, berichtet Marianne Blasel, Vorsitzende des Kirchbauvereins.

 

Auch die Sorge, dass es unüberwindliche Verständigungsprobleme geben könnte, erwies sich als unbegründet. Während die Erwachsenen sich mit Englisch zu helfen wussten, hat die Kinder unterschiedlichster Herkunft das gemeinsame Feiern des Nikolaus, das Singen und Basteln miteinander verbunden. Die zentrale Frage der Flüchtlingskinder allerdings musste eine Dolmetscherin bei der Rückkehr in die Unterkunft übersetzen: „Wann können wir wiederkommen? Und wann ist die nächste Feier?“ Und wenn sich zum Abschied Menschen umarmt haben, die sich ein paar Stunden zuvor noch gar nicht kannten, dann kann die Aktion des Kirchbauvereins nur als großartiger Erfolg gewertet werden.

 

 

„Wir sind überwältigt von der Hilfe, die wir von allen Seiten bekommen haben – von den Gemeindemitgliedern und den Leuten im Viertel, die Nikolausgeschenke und Kuchen gespendet haben, die mit uns gefeiert und spontan beim Fahrdienst für die Flüchtlinge geholfen haben; von Bärbel Lefering, die uns mit ihrem Knowhow zur Seite stand; und von der Freien Evangelischen Christusgemeinde, die uns sehr zuvorkommend, unkompliziert und kompetent unterstützt hat“, so Veronika Müller-Held. „Aber dass alles gegen jede Wahrscheinlichkeit so reibungslos geklappt hat, dafür müssen wir uns wohl in unserer Herz-Jesu-Kirche bedanken.“